Freitag, 25. August 2006
Rüdiger und die glücklichen Enden
Es gibt schönere Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel ging ich mal in einen Garten und ein Traumprinz gab mir eine Blume, eine Rose sogar, es duftete ringsum, Schmetterlinge flogen zwischen Sonnenstrahlen, es war Liebe auf den ersten Blick und wenn wir nicht gestorben sind... Leider wäre es gelogen. Die Realität sieht anders aus. Härter. Traumprinzen machen sich aus dem Staub, die Rose war aus Plastik. Mit einem Lidschlag ist plötzlich die ganze Szenerie dahin. Er will dich und du hast deine Tage. Der erste Kuss schmeckt nach Zwiebel. Oder er hat diese Manie... Die Welt ist nicht perfekt. Darauf war ich nicht vorbereitet. Märchenbücher und Foto-Love-Stories, ich las sie und wusste das Happy-End ist mir sicher. Der erste Rückschlag mit 13: während ich von den Flitterwochen träumte hatte er Sex in Italien. Gibt es ein Leben nach dem ersten Freund? Alle hatten sie andere Vorstellungen. Ich mochte die Geschichten in denen es zu einem zweiten Anfang kommt. Doch geht er danach wieder fremd macht das keinen Spaß. Schon an die Dramatik gewöhnt, stellst du fest, dass das Glück woanders liegen muss. Womöglich sogar jenseits von Hollywood. Wie aber sollte ich herausfinden wo, wenn die eigentliche Geschichte immer erst nach dem Abspann beginnt? Da tauchen plötzlich Allltagsfragen auf mit denen ich weder Dornröschen noch Jennifer Grey je konfrontiert sah. Ja ginge es um den Abwasch, Brigitte könnte mir helfen. Doch die Sache ist elementar. Ich dachte, Menschen in Beziehungen seien immer glücklich, es sei denn die Beziehung ist es nicht. Und dann könnte ja etwas Dramatik zu einem Happy-... Leider ist die Methode nicht sehr zuverlässig. Der gute Prinz schwingt sich nach ner Weile gekränkt aufs Pferd und die Romantik des einsamen Reiters, stelle ich fest, hat nicht das Geringste mit meinem Liebesleben zu tun. Ich suchte mein Heil also in den Mythen des New Age, gemixt mit etwas Psychoanalyse, verstrickte mich in Animus-Komplexen und Spiegelungen, wühlte in vorgeburtlichen Erfahrungen, reflektierte mich selbst...und hätte fast meine Eltern für die Misere verantwortlich gemacht.
Da stand er plötzlich vor der Tür: Rüdiger. „Ich bin die Lösung all deiner Probleme“, versprach er. „Zum Teufel mit dir“, unkte ich, „ein Happy-End gibt's nur im Märchen!“ Ich glaubte ihm kein Wort. „Aber aber“ - er sprach mir etwas zu sanft - „dies ist doch erst der Anfang der Geschichte. Der Weg ist das Ziel...“ „Plobb!“ sagte ich da. Und er verschwand.
Es gibt schönere Geschichten zu erzählen...

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