Freitag, 25. August 2006
Lust
Ich liebte mich selbst
unter Pinien, die es nicht gab
ganz spontan
zwischen Kisten voll Büchern
verstaubter Boden aus Holz
überkam es mich.
Ich packte mein Fleisch
bei Großmutter hieß es "da unten"
Blütenfrucht nenn ichs,
mildes Erkennen.
Freche Lust bahnt sich an
sie legt sich auf und über mich.
Wie es mich sanft gegen die Dielen schlägt!
Die Finger tasten, bekommen zu schmecken
was längst vertraut und geliebt
Ein Knarzen - klappert die Tür?
Wenn sie uns nur nicht erwischen,
meine Rechte und mich
nicht bevor...

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Glück
Die Wunden geleckt
glüht die Sonne
durch wilde Rosen
auf nacktes Haar.
Streift Hauch über
rauhe Narben
Weiches Wellengras
lässt Schatten grünen.
Haben sie ausgedrückt
nicht Teufelsschmerz
nicht Liebestau
nur blindes glühendes Erwachen.

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Grün
Es war auf einem Apfelbaum,
wo Blätter blattlos hingen
und Regenwürmer mühelos
Erdklümpchen freudvoll fingen.
Dort stand ich drunter bebend
Bewußt, es war ein Traum
Und dachte mich fast schwebend
In einen grünen Raum.
Ein buntgefleckter Kater
Der sah mich fragend an,
bereit sich zu verwandeln
in einen grünen Mann.

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Irrtum
Es hieß, er müsse sterben.
Die Krankheit sei unheilbar
und ein langsamer, qualvoller Tod
unausweichlich.
Erst als man ihn an dem Baum fand, aufgeknüpft,
und seinen Leichnam nocheinmal
gründlich obduzierte
stellte sich heraus,
dass alles nur ein Irrtum war.

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Sternental
Hab dir gesagt,
dass Träume Flügel haben
und meine Sehnsucht nach dir
ist noch ein Kind.
Durch rosige Schatten
wandert
ein gepanzertes Tier
Frisst und findet Schlaf nicht
Der Welten Augenblick
ist nur
ein Sternental von hier
Hab nicht gefunden, trunken
nur die Nacht birgt
was des Schattens
Trauerfall
belässt
Hab dich gefunden
der Gedanken
weißer Zaum
Bestimmender Blätter Gier
und rasenden Waldes Zorn
finden Stimmen
in ausgesuchter Nähe
roten Wassers
geile Macht

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Rüdiger und die glücklichen Enden
Es gibt schönere Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel ging ich mal in einen Garten und ein Traumprinz gab mir eine Blume, eine Rose sogar, es duftete ringsum, Schmetterlinge flogen zwischen Sonnenstrahlen, es war Liebe auf den ersten Blick und wenn wir nicht gestorben sind... Leider wäre es gelogen. Die Realität sieht anders aus. Härter. Traumprinzen machen sich aus dem Staub, die Rose war aus Plastik. Mit einem Lidschlag ist plötzlich die ganze Szenerie dahin. Er will dich und du hast deine Tage. Der erste Kuss schmeckt nach Zwiebel. Oder er hat diese Manie... Die Welt ist nicht perfekt. Darauf war ich nicht vorbereitet. Märchenbücher und Foto-Love-Stories, ich las sie und wusste das Happy-End ist mir sicher. Der erste Rückschlag mit 13: während ich von den Flitterwochen träumte hatte er Sex in Italien. Gibt es ein Leben nach dem ersten Freund? Alle hatten sie andere Vorstellungen. Ich mochte die Geschichten in denen es zu einem zweiten Anfang kommt. Doch geht er danach wieder fremd macht das keinen Spaß. Schon an die Dramatik gewöhnt, stellst du fest, dass das Glück woanders liegen muss. Womöglich sogar jenseits von Hollywood. Wie aber sollte ich herausfinden wo, wenn die eigentliche Geschichte immer erst nach dem Abspann beginnt? Da tauchen plötzlich Allltagsfragen auf mit denen ich weder Dornröschen noch Jennifer Grey je konfrontiert sah. Ja ginge es um den Abwasch, Brigitte könnte mir helfen. Doch die Sache ist elementar. Ich dachte, Menschen in Beziehungen seien immer glücklich, es sei denn die Beziehung ist es nicht. Und dann könnte ja etwas Dramatik zu einem Happy-... Leider ist die Methode nicht sehr zuverlässig. Der gute Prinz schwingt sich nach ner Weile gekränkt aufs Pferd und die Romantik des einsamen Reiters, stelle ich fest, hat nicht das Geringste mit meinem Liebesleben zu tun. Ich suchte mein Heil also in den Mythen des New Age, gemixt mit etwas Psychoanalyse, verstrickte mich in Animus-Komplexen und Spiegelungen, wühlte in vorgeburtlichen Erfahrungen, reflektierte mich selbst...und hätte fast meine Eltern für die Misere verantwortlich gemacht.
Da stand er plötzlich vor der Tür: Rüdiger. „Ich bin die Lösung all deiner Probleme“, versprach er. „Zum Teufel mit dir“, unkte ich, „ein Happy-End gibt's nur im Märchen!“ Ich glaubte ihm kein Wort. „Aber aber“ - er sprach mir etwas zu sanft - „dies ist doch erst der Anfang der Geschichte. Der Weg ist das Ziel...“ „Plobb!“ sagte ich da. Und er verschwand.
Es gibt schönere Geschichten zu erzählen...

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Mittwoch, 23. August 2006
Die Sache mit dem Schreiben
Heute hat sich jemand beschwert.

Es gäbe hier ja noch keine Einträge, "Moment mal," konterte ich, "dazu braucht es mehr als einen PC und annähernd klaren Verstand!".

Was es denn sei, was man mehr brauche, fragte man mich.
Ganz klar, das richtige Gefühl (oder zumindest das, was man sich vorgaukelt, Gefühl zu sein)... Man muss hassen oder lieben, wenigstens verliebt sein oder von irgendwas enttäuscht, am besten von einer unerfüllten Liebe, das zieht immer.Oder am Besten etwas von allem!

Ein Glas Rotwein, das war das Bild vom Schreiben für mich, eine Zigarette und eine alte Schreibmaschine, der Bukowski hat dieses Bild in mich gehämmert und ich, naiv wie nix, habe es verinnerlicht um zu scheitern.

Aber Rotwein macht mich depressiv, rauchen - so steht es zumindest geschrieben - lässt Kinder in der dritten Welt verhungern und meine Schreibmaschine überbietet die 1-Megahertz-Stylegrenze, so kann das ja nichts werden!

Und wenn schon all diese Umstände nicht stimmen, dann sollte doch wenigstens das Gefühl es tun... Und ich werde warten, warten bis das Gefühl mich packt, bis die Worte wieder rufen "Lass uns raus, Mutterf*cker, lass uns raus!".

Au ja!

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Von einem, der auszog die Angst zu lernen, zurückkam und nur halbherzig Fortschritte gemacht hatte
Scheisse stinkt überall!

Aber woanders ist man noch nicht reingetreten.

Es gibt tolle Städte, hier und überall. In manchen Städten, die so klein sind, daß man sie eher Dörfer nennen möchte, gibt es keine Monogamie.
Da könnte ich ja nicht leben.
Das sage ich jetzt nicht aus Intoleranz, sondern wegen Sozialisation.

Es gibt aber andere Städte, da nimmt man das mehr oder weniger ernst. Die einen mehr, die anderen weniger. Meist man selbst mehr, der Partner weniger, aber das ist ja Mutmassung.

Ja, es gibt tolle Städte, wo man schon bei der Ankunft aus dem Zug steigt und in Scheisse tritt, zum Beispiel Frankfurt. Oder man wird Junkie. Oder man lernt seine große Liebe kennen. Oder nichts von alledem.

Dann gibt es Städte, da ruckt der Rechtsruck mitten durch einen durch, wie Erfurt. Da muss man ja Amok laufen, da hat man keine andere Wahl, höchstens noch wieder wegziehen.

Und es gibt noch mehr Städte, aber jede einzeln aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Im Grunde stinken sie alle und sind irgendwie doch wunderschön.

Aber wenn ich das hier haben kann, wozu brauche ich dann eine Bahncard?

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Liebe
wenn es nacht wird über deiner stadt spürst du sie... ROCKSTADT°LIEBE

wenn deine stadt nachts für dich leuchtet ist es ROCKSTADT°LIEBE

wenn deine stadt noch weiterlebt wenn du dich zur ruhe legst ist es ROCKSTADT°LIEBE

wenn es nacht wird über deiner stadt spürst du sie... ROCKSTADT°LIEBE

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